ESP-VP37 zerlegen - Bastelrobi 2020/12

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Versuch macht Klug!
Stand: 2020/12

ESP-VP37 zerlegen

Tricks & Ideeen
Wer seine VP37 Einspritzpumpe auch mit Pöl oder Altpöl quält bekommt evt. früher oder später Probleme.


1. Operation:
Mein 35i - Vorgänger hat sich über viele tausende Kilometer seit 2002 nicht über den Saft beschwert. Aber der 3B mit gleichem Motor machte dann doch irgendwann Probleme: ODB meldete immer "Kraftstoffsensor Masseschluss" oder "unplausibeler Wert". Da dieser Sensor in der ESP sitzt bin ich lange damit weitergefahren da ein zerlegen der ESP für mich erst nicht in Frage kam.
Später tauchte noch ein weiterer Fehler im Speicher auf: "Mengenstellwerk oberer Anschlagwert"

Über diverse Foren im Netz habe ich mich dann mit dem zerlegen und Reinigen des MSW beschäftigt. Die Erfahrungen andere Dieselschrauber zeigten das dieser Fehler auf ein schwergängiges und/oder versifftes MSW zurück zu führen sei. Beim Boschdienst habe ich dann einen MSW-Dichtsatz (2 476 010 003, 14€) für die Aktion besorgt.
Die Boschwerkstatt meines Vertrauens gab mit dann noch ein Tipp für ein Spezialwerkzeug was ich dann nachgebaut habe. So lässt sich die Position des MSW auf der ESP exakt reproduzieren: Spezialwerkzeug an Stelle der Dieselsaugleitung montieren und Spalt zwischen Spitze und ESP mit Fühlerblattlehre messen.

Nach der Reparatur kann so die MSW-Position auf der ESP auf 0,05mm genau wieder hergestellt werden.
Oft liest man was von "Ritz auf dem Gehäuse machen" und später danach wieder ausrichten. Das halte ich für sehr ungenau.
Da ich das MSW 2014 dann noch ein paar Mal runter hatte habe ich ein noch besseres Hilfsmittel entworfen. Vorne auf der kleinen Fläche vor dem MSW habe ich ein Loch mit Gewinde gebohrt wo dann ein kleiner Aluwinkel mit Stellschraube montiert wird. Über die Stellschraube (mit Spitze!) kann dann sehr bequem z.B. 0,5mm Spaltmaß eingestellt werden. So kann die Kraftstoffsaugleitung montiert bleiben. Das verhindert in Eindringen von Fremdkörpern in die Saugleitung und die Pumpe.
Um die eine 3-Kantschraube des MSW zu öffnen braucht man eigentlich das Boschwerkzeug: 0 986 612 605 (im Bild rechts). Mein Boschmann hat mir dieses Werkzeug gegen ein kleines Trinkgeld geliehen. Die Schraube habe ich dann gegen eine Inbus-Schraube getauscht. Oder man fährt (sofern noch möglich) zum Boschdienst und lasst sich diese eine Schraube vor Ort eben lösen und tauscht sie direkt gegen eine normale M6 Schraube aus.
Ich war schon sehr erstaunt was sich da alles abgelagert hatte....

Besonders interessant war ein gelber glibberiger Pudding an den Messingteilen...

Auch über die Späne am Ringmagnet, wo der Kraftstoff aus der ESP in das MSW fließt, habe ich mich gewundert. Na ja, ein Bisschen Verschleiß ist wohl normal und sonst wäre da ja auch kein Magnet!
Die einzelnen Teile des MSW ließen sich am besten in Spiritus reinigen (über Nacht einwirken lassen). Sprühreiniger zeigte hier erstaunlich wenig Wirkung. Jetzt erkannte ich dass der Kraftstofftemperatursensor einzeln austauschbar ist. (Das schwarze Ding mit den beiden Schrauben) Beim Boschdienst gab es diesen Temp.Sensor (2 464 509 015) für schlappe 16€. (Auf dem Bild ist noch der alte verbaut)


Nach dem Zusammenbau war der Fehler "Kraftstofftemperatur" dann auch weg. Der Fehler "MSW oberer Anschlagwert" trat aber sporadisch bei kalter Witterung und dem ersten Starten des Motors wieder auf. Wenn der Motor dann warm wieder gestartet wurde blieb auch die "Glühwendel" als blinkende Fehleranzeige aus.


2.Operation:
Nach ca. einem halben Jahr und jetzt einsetzendem Winter wurde neben dem jetzt permanenten Blinken der Glühwendel der Motorlauf immer rauer mit einzelnen Zündaussetzern.

Es ruckelte und stotterte der kalte Motor immer extremer zwischen 1200 und 1800UPM. Oberhalb von 2000UPM fuhr das Auto normal. Die Fahrt durch die Stadt machte ich zu Letzt dann freiwillig im 3. statt im 4.Gang. OBD meldete immer "Mengenstellwerk oberer Anschlagwert".
Ist der Motor bzw. die ESP dann warm ist der Fehler fast weg und im PÖL-Betrieb dann sogar gänzlich verschwunden!
Da ja das MSW frisch gereinigt war konnte dieses Ruckeln daher nicht mehr kommen.

Der Regelschieber auf dem Pumpenkolben wo das MSW eingreift war mir bei dem Reinigen des MSW vor ein paar Monaten schon als etwas schwergängig aufgefallen, hatte aber keine Referenzen zum Normalzustand. Auch in den Anleitungen zum MSW reinigen gab es keine Vermerke zu Leichtgängigkeit.

Als ich dann dem Boschmann meines Vertrauens das Problem schilderte empfahl er mir ein "Superreiniger" der diese Schwergängigkeit lösen sollte.
Eigentlich bin ich ja solchen Wunderreinigern eher skeptisch gegenüber eingestellt.
Auch hatte ich schon einen ganzen Liter von dem Dieselzusatz verfahren, der angeblich die Einspritzanlage reinigt, ohne Verbesserung!
Hier sieht man gut den kleinen Bereich ohne Ablagerungen wo sich der Regelschieber bewegt. Dieser ging jetzt so schwer dass er mit dem Finger nicht mehr bewegt werden konnte. Ich musste schon mit dem Schraubendreher davor oder hinter hebeln um ihn zu bewegen. Diese Schwergängigkeit verursachte das extrem unrunde Laufen des kalten Motors und die Fehlermeldung.
 

Das MSW wird beim Einschalten der Zündung durch das Motorsteuergerät schon auf Freigängigkeit geprüft indem es einmal von Min. auf Max. gestellt und der Rückmeldewert des Gebers für den Regelschieberweg auf Plausibilität geprüft. Das dauert nur den Bruchteil einer Sekunde!
In dem  Video hier rechts könnt ihr sehen wie das normalerweise aussieht (Fehlerfreier Zustand)
Dieses Geräusch sollte auch bei geoffneter Haube im Motorraum zu hören sein – evt. mal „Ohr auflegen“. Hört Ihr da nichts liegt dort schon der Hase im Pfeffer!

Da wird sich bei mir sicher nix bewegt haben und daher schon vor dem Starten des Motors der Fehler im Speicher geschrieben.
Mein Vorgehen:
Nach  dem Demontieren des MSW habe die Dieselfüllung aus der ESP mit einer  Spritze komplett abgesaugt und dann den Reiniger "One Shot" eingesprüht  bis die Kammer wieder voll war. (ca.100ml) Das habe ich dann ca. 14  Stunden einwirken lassen. Am nächsten Tag war schon eine drastische  Verbesserung zu spüren. Der Regelschieber ließ sich nun mit dem halben  Kraftaufwand bewegen.
Jetzt  habe die ESP-Füllung wieder abgesaugt und durch den "Diesel Zusatz" pur  aufgefüllt. Sofort stellte ich eine weitere Verbesserung fest da das  Mittelchen wohl auch eine Schmierwirkung hat dem Reiniger fehlt.
Das  dann auch noch mal 1 Stunde einwirken lassen und während dessen mit  einem Kopf eines 5er Kugel-Inbus den Regelschieber immer hin- und  herbewegt.
Zum Schluss ließ sich dieser spielend leicht bewegen! :-)
Die  Füllung wieder abgesaugt und die ESP mit Diesel aufgefüllt,  Einspitzleitungen bis zu den Düsen ordentlich entlüften. Ich hatte  anscheinend Reiniger und Zusatz in den Leitungen mit dem der Motor wohl  pur nicht läuft oder zumindest nicht ordentlich anspringt. Der Motor  startete erst wieder nachdem ich alle 4 Einspritzleitungen an den Düsen  gelöst und so ca. 30 Sekunden leer "georgelt" hatte.
Jetzt läuft der Motor im gesamten Drehzahlbereich wieder so geschmeidig wie am ersten Tag, ein Genuss!!!

Ich hatte mich schon darauf eingestellt die komplette ESP ausbauen und den Hochdruckteil zerlegen zu müssen.
Da waren ein paar Stunden Zeit und ~30 Euro für die Wundermittel gut angelegt!

Mann, das hätte ich schon viel früher so machen sollen!

Für alle Nachahmer möchte ich hier noch folgende Links mit entsprechenden Donload-Anleitungen emfehlen:
(mit freundlicher Genehmigung der Dieselschrauber Community (www.dieselschrauber.de))

  • Reparatur eines Mengenstellwerk einer VP37    -> Link
  • Zerlegen des Verteilerkörpers einer VP37   -> Link
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